Meine Erfahrung der letzten 17 Jahre zeigt, dass die Menschen dies meist unterschätzen... Man hat doch seinen Lebensversicherung, die mit 65 Jahren 30.000,-Euro auszahlt! Und das sollte doch neben der gesetzlichen Rente ausreichen!!! Ich weiß, dass diese Aussage sicherlich etwas salop formuliert ist, dennoch liegt sie nicht weit von der Wahrheit. Viele "verstehen" auch ihre Renteninformation nicht so, wie sie gemeint ist und interpretieren die dort veröffentlichten Zahlen falsch (siehe dazu den Post: "Wie lese ich meine Renteninformation?" in diesem Blog).
Ich möchte Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Beitrag ein Gefühl für den nötigen Umfang der Altersvorsorge geben. Alle Berechnungen wurden hier mit dem EinSeitenPlaner des Dr. Kriebel-Beraungsrechner gemacht (http://www.beratungsrechner.de/). Für unsere Berechnung nehmen wir einen 30jährigen Durchschnittsverdiener (30.000,- Euro Bruttojahreseinkommen). Er ist ledig, wird mit 67 Jahren in Rente gehen und möchte in unserem Beispiel eine Altersversorgung aufbauen, die mit 1.200,- Euro monatlich unter seinem aktuellen Nettoeinkommen von 1.545,- Euro liegt. Sein Gedankengang: im Alter hat er weniger Ausgaben für Kleidung, keine Fahrten mehr zur Arbeit und natürlich muss/will er dann auch nichts mehr sparen.
Der erste Schritt ist, das benötigte Vermögen zu ermitteln, das inklusive Zinseszinsen (hier: 4% p.a.) ausreichen würde, den lebenslangen Bedarf zu decken. Der Anfangszeitpunkt für die Berechnung ist klar: das Renteneintrittsalter 67. Natürlich kann über das Ende nur "spekuliert" werden. Wir gehen hier von der statistischen Lebenserwartung dieses 30-jährigen Mannes aus, das sich mit entsprechenden Datenbanken auf 92 Jahre ermitteln lässt. (hier Modul "Lebenserwartung").
Figur 1: Vermögensbedarf ohne Inflation
Somit ermitteln wir einen Vermögensbedarf von 229.832,- Euro zum 67. Lebensjahr. Zur Wiederholung: dieser Betrag reicht aus, die Verzinsung von 4% p.a. unterstellt, unserem 30-Jährigen bis zu seinem 92. Lebensjahr (statistisches Ableben) die gewünschte Rente von 1.200,- Euro monatlich zu sichern.
Nun meint ja unser Mann, wenn er von 1.200,- Euro Bedarf spricht, nicht die Zeit in 37 Jahren, sondern das, was er sich heute dafür kaufen kann. Und hier sind wir gleich schon beim meist begannenen Planungsfehler: der Sparer vergisst den durch die Inflation herbeigeführten Kaufkraftverlust. (Den Begriff Inflation habe ich an anderer Stelle bereits erläutert - Siehe Blog "Finanzen zum Anfassen"). Durchschnittlich liegt die Inflationsrate bei 3,1% für die letzten 38 Jahre; in den letzten Jahren lag sie um die 2%; wir rechnen somit mit einem Satz von 2% pro Jahr. Das Ergebnis sehen Sie in Figur 2.
Figur 2: Vermögensbedarf unter Berücksichtigung der Inflation
In meinen Gesprächen ist der Kunden hier meistens zum ersten Mal erstaunt über die berechneten Werte. Was besagen sie? Im Grunde heißt dies: Sie benötigen in 37 Jahren, bei einer jährlichen Inflationsrate von 2% einen Betrag von 2.497,- Euro, um sich das zu kaufen, was Sie heute 1.200,- Euro kostet. "Erfühlen" können Sie sich den Inflationseffekt, wenn Sie sich folgende Fragen beantworten: was kostete die Kugel Eis in Ihrer Kindheit? Was kostet sie heute? Was zahlten Sie Ihre Eltern für die Tageszeitung ? Was zahlen Sie selbst? Demnach liegt der Vermögensbedarf mit 67 Jahren nach Inflation bei 588.621,- Euro!
Natürlich hat unser 30-Jähriger bereits Vorsorge getroffen. Zum einen sorgt er durch die gesetzliche Rentenversicherung vor. Hier stehen ihm voraussichtlich 1.532,- Euro mit 67 Jahren zur Verfügung (Figur 3). Auch spart er monatlich 50,- Euro in eine privaten kapitalbildenden Lebensversicherung, die mit dem 67. Lebsnjahr ausgezahlt wird (Figur 4). Berücksichtigen wir beide Vorsorgeformen in seine Planung reduziert sich der Bedarf auf 205.105,- Euro. Dies ist immer noch sehr viel Geld, dennoch ist mehr als die Hälfte geschafft. (Figur 5)
Figur 3: Bfa-RentenanwartschaftFigur 4: Private KLV
Figur 5: Ergebnis mit aktueller Vorsorge
Nachdem nun Bedarf und aktueller Versorgungsstand ermitteln wurden, bleibt noch zu berechnen, was unser 30-Jähriger sparen müsste, um seine Versorgungslücke zu schließen.Eine erste Näherung: würde er für seinen Sparbetrag überhaupt keine Zinsen erwirtschaften, müsste er 461,95 € monatlich zur Seite legen (205.105 : 37 Jahre : 12 Monate). Unterstellen wir die 4% p.a., die wir auch für die Entnahmephase angenommen haben, fällt der Betrag auf 282,- Euro monatlich - auch dieser Betrag ist indiskutabel. Wir wissen aber von anderer Stelle (Zeit und Rendite), dass über lange Zeiträume auch höhere Renditen erzielbar sind. Rechnen wir mit 7% p.a. und einer dynamischen Anpassung des Beitrages von 6% jedes Jahr, so liegt der anfänglicher Sparbetrag hier bei 60,- Euro monatlich.
Wir stellen fest, dass auch hier das Geheimnis wieder einmal im Faktor Zeit liegt und im frühzeitigen Beginnen des Sparprozesses!!!!
In weiteren Schritten werden wir uns mit den Sparformen befassen, die für unseren Sparer geeignet sind.
(c) Alle Berechnungen und grafische Darstellung wurden mit dem Dr.Kriebel-Beratungsrechner erstellt