Was ist los in Deutschland?

Am 26.01.2012 veröffentlichte das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) sein im Auftrag des Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) durchtgeführte Studie zur Haltung der Deutschen zur Altersvorsorge.

Das Ergebnis ist im Hinblick der seit Jahren von allen Seiten massiv betriebenen Information der Bevölkerung erschrekend.

"Obwohl die Mehrheit überzeugt ist, dass sie sich im Alter finanziell einschränken muss, geht das Interesse an dem Thema Altersvorsorge zurück.", wird Frau Professor Dr. Renate Köscher, Geschäftsführerin des IfD zitiert.

Diese Aussage erscheint mir besonders tragisch, zeugt sie doch sehr wahrscheinlich von einem immer wieder anzutreffenden Verhalten von Menschen, dem Selbstüberschätzungsprinzip.

Dieses Prinzip, für einen gesunden Menschen im Grunde genommen sehr natürlich, lässt sich vereinfacht mit der Aussage "Es passiert immer nur den Anderen" zusammenfassen. Menschen halten sich insofern für unsterblich, wohl wissend, dass sie es nicht sind.

Hinzu kommt, dass das Thema Vorsorge im allgemeinen, Altersvorsorge, also Konsumfähigkeit für die dritte Lebensphase, im Speziellen, zukunftsbezogen ist. Und wir Menschen können zwar als einzige Lebewesen unsere Zukunft denken und planen, doch diese Planung erzeugt keinerlei Emotion oder Gefühl. Gefühle und Emotionen entstehen lediglich im Hier und Jetzt.

So ist es sicherlich nachvollziehbar, dass der Mensch dem direkten, unmittelbaren Genuss eher angetan ist, als einer Sache, die möglicherweise noch viele Jahre weg liegt.

Was könnte man tun?

Wir werden den Menschen in seiner Grundart sicherlich nicht ändern können. So wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als immer wieder auf die besondere Brisanz dieses Themas hinzuweisen. Es wird weit mehr in diese Richtung getan als noch vor Jahren, dennoch geht die Politik immer noch nicht offen genug damit um. Vielleicht will es der Bürger nicht wirklich wahrhaben, dass ihn "Vater Stadt" im Stich lassen könnte?

Leider ist die Kampagne, die in letzten Wochen und "alle Jahre wieder" zum Thema Riester-Rente losgetreten wurde (sie lohnt nicht, sie lohnt, sie lohnt nicht, sie lohnt,...) nicht eben dazu geeignet, die "Lust am Sparen" zu fördern. Gerade diejenigen, die es später womöglich am härtesten treffen wird, sind leider heute oftmals die, die sich nicht die Zeit nehmen wollen, sich ernsthaft mit solchen Produkten auseinander zu setzen und sich ihr eigenes Bild zu machen. Und schon ist die nächste Kündigungswelle losgetreten und das Geld fließt, statt in den Sparstrumpf wieder zu Saturn, Mediamarkt und Co...

Vielleicht gehören aber Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser meines Blogs, zu den Menschen, die anders denken? Ich hoffe es!

Zur Studie geht es hier!

Herzliche Grüße
Ihr André Leyens


Nun ist sie da, die Rente mit 67...

... und Experten sprechen auch schon von der Anhebung des Rentenalters auf das 69. Lebensjahr!

Am 01.01.2012 trat das noch zu Zeiten der großen Koalition von CDU/CSU und SPD verabschiedete Gesetzt zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit, das nun Schritt für Schritt das Rentenregeleintrittsalter vom 65. auf das 67. Lebensjahr anhebt.

Betroffen sind die Geburtenjahrgänge ab 1947. Das Rentenregeleintrittsalter wird zunächst je Geburtsjahr um einen Monat, dann später um zwei Monate angehoben. Der Jahrgang 1964 ist dann der erste Jahrgang, der mit 67 in Rente regulär, sprich ohne Abschläge, in Rente gehen darf. Für eine Übersicht für Ihr eigenes Geburtsjahr klicken Sie bitte hier!

Kaum ist das Gesetz aber in Kraft getreten, so wird es auch schon wieder in Frage gestellt. Die SPD distanziert sich von ihrer damaligen Entscheidung. Horst Seehofer von der CSU verkündet, dieses Gesetzt auch wieder auf den Prüfstand zu setzen. Alleine CDU und FDP bleiben dabei, dass diese Regelung unausweichbar ist und folgen damit den Empfehlungen der Experten, die wie oben geschrieben, bereits für eine weitere Verlängerung plädieren.


Das Problem ist in der Tat die Finanzierung der Rentenversprechen, die der Staat in Form der Deutschen Rentenvesicherung seinen Bürgern gegeben hat. Diese leben immer länger und viele von ihnen (vielleicht gehören Sie auch dazu?!) haben es versäumt ausreichend für die Beitragszahler von Morgen zu sorgen... Dies muss hier nicht nochmals ausführlich erklärt werden, weil es langsam zu jedem durchgedrungen sein sollte. Auch werden die Rentenempfänger immer älter, so dass die Zahlungen auch wesentlich länger geleistet werden müssen als noch zu Zeiten unserer Eltern und Großeltern.

Da das System auf das so genannte Umlageverfahren beruht (heutige Erwerbstätige zahlen mit ihren Beiträgen die Rente der heutigen Ruheständler) gibt es nur wenige Möglichkeiten, das System "am laufen" zu halten:
  1. die Beiträge zur Rentenversicherung erhöhen -> das kostet Arbeitsplätze, weil die Lohnnebenkosten weiter steigen
  2. die Renten (nochmals) kürzen (wie bereits 2001 geschehen, als die Anwartschaften um 10% gekürzt wurden und zum Ausgleich die so genannte Riester-Rente eingeführt wurde), was das Problem der Altersarmut noch verschärft
  3. das Renteneintrittsalter anheben, was wohl als die gangbarste, vielleicht auch als die "unproblematischste" Methode angesehen wurde
Soweit so gut! Doch was bedeutet dies wirklich für den Einzelnen?

Wie immer liegt die Tücke im Detail bzw. besser gesagt im Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Denn auch wenn die Menschen länger arbeiten sollen, so wird es ihnen (noch) nicht ermöglicht. Die Zahl der Erwerbstätigen über 60 hat sich zwar seit 2001 auf rud 40% verdoppelt, aber viele haben in diesem Alter keinen Arbeitsplatz mehr oder können durch körperliche Gebrechen keiner geregelten Arbeit mehr nachgehen. Auch befinden sich viele dieser Menschen oft in geringfügige Arbeitsverhältnisse auf 400,-€-Basis, was deren Rentenanwartschaft kaum verbessert.

Dies bedeutet also im Klartext, dass das Anheben der Regelaltersgrenze, auch wenn es systemisch bedingt nicht anders geht, schlichtweg eine indirekte Rentenkürzung ist. Für jedes Jahr früher, eine Kürzung von 3,6%!

Experten sagen heute voraus, dass große Teile der deutschen Bevölkerung (und es wird in anderen westeuropäischen Staaten nicht wesentlich besser sein) in eine gigantische Armut laufen. Hier tut also private Vorsorge Not. Leider ist diese immer noch unzureichend, besonders bei den Menschen, die es als erste treffen wird: die heutigen 35-45jährigen!

Immer noch wird größerer Wert auf Konsum gelegt (man lebt ja heute!!) und zu wenig für später zurückgelegt. Natürlich steigen auch die Lebenshaltungskosten ständig; es wäre weltfremd, die zu leugnen. Doch es wird immer (noch) wichtiger, die Balance zwischen dem Leben heute und dem Leben später (also auch die Balance zwischen dem Ausgeben heute und dem Sparen für später) zu finden. Es nutzt nichts, diesen Tatsachen nicht ins Auge zu sehen. Sprechen Sie Ihren Berater oder auch mich darauf an und lassen Sie sich eine Aufstellung Ihrer persönlichen Situation geben (hierzu weise ich auch gerne nochmals auf den früheren Artikel "Bedarfsermittlung" in diesem Blog hin).

Gäbe es Alternativen, die Sache zu entschärfen? Vielleicht.

Noch wird es hinter vorgehaltener Hand gesagt, aber möglicherweise wird es irgendwann nicht mehr zu vermeiden sein:

Aus dem Generationenvertrag wird dann eine Solidargemeinschaft der anderen Art werden müssen: nämlich, dass es zur Umverteilung innerhalb der Generationen kommen wird. In diesem Falle, innerhalb der Rentengenerationen. Es wird darüber zu reden sein, dass auch gut situierte Rentner ihren "Leidensgenossen"(?), denen es nicht so gut geht, unter die Armen greifen werden (müssen), weil diese nicht nur noch von der erwebstätigen Bevölkerung finanziert werden können!!

Oder es kommt tatsächlich einmal zur Einheitsrente: jeder kriegt eine Grundversorgung, egal was für ihn an Beiträgen gezahlt wurde. Der Autor hört dies oft in seinen Gesprächen, dass ihm dies mit einem zwinkernden Auge gesagt wird. Er bezweifelt aber, dass sich die Menschen wirklich dessen bewusst sind, was dies auch für sie bedeuten würde!

Also: seien Sie sich selbst der Nächste. Schauen Sie, wo Sie heute stehen, machen Sie einen Kassensturz und investieren Sie in Ihre spätere Konsumfähigkeit. Jeder dafür investierte Euro ist ein gut investierter Euro.

Und denken Sie daran: Ihr Einkommen wird nur bis 67.200,-  € von der Rentenversicherung berücksichtigt!